Alterspflegeheim Wildbach
Aus der Praxis

EPD-Anbindung der Alters- und Pflegeheime

Für alle Alters- und Pflegeheime ist die Anbindung an das elektronische Patientendossier ab April 2022 obligatorisch. Die Vorbereitungsarbeiten laufen auf Hochtouren. In der technischen Umsetzung gehen die Institutionen unterschiedliche Wege.

Bald sollen auch Bewohnerinnen und Bewohner von Heimen von den Vorteilen des elektronischen Patientendossiers profitieren können. Ab April 2022 ist der Anschluss an einen EPD-Anbieter für alle entsprechenden Institutionen Pflicht. Die Einführung verlangt Anpassungen bei der IT-Infrastruktur und beim Datenschutz. Dabei wählen die Heime unterschiedliche technische Ansätze und Lösungen.

 

Curaviva unterstützt und berät

Zum Beispiel eine in Basel ansässige Organisation mit Pflegeabteilung für rund 75 betagte, sehbehinderte und blinde Erwachsene: «Die Integration des Systems im von uns geführten System steht kurz vor dem Abschluss», sagt die am Projekt beteiligte Sonja Seeholzer von der irides AG in Basel. Die irides AG führt das Heim für die Stiftung Blindenheim Basel. Bei der Anbindung an das elektronische Patientendossier stellten sich den Verantwortlichen unter anderem Fragen zur Rollenverteilung, zu Zugriffsberechtigungen und Datenschutz sowie zu internen Abläufen. Die Organisation beteiligte sich an einer Projektgruppe des Branchenverbands Curaviva und erhielt so Unterstützung bei der Umsetzung.

 

«Mit dem elektronischen Patientendossier können wir zum Beispiel schnell und einfach Informationen von Spitälern empfangen.» Sonja Seeholzer, irides AG

 

Möglichkeit 1: Anschluss über ein Web-Portal

Bei der technischen Anbindung an das elektronische Patientendossier entschied sich der Betrieb in Basel für eine unkomplizierte Lösung über ein externes Webportal. Das Heim greift dabei über das Gesundheitsfachpersonen-Portal der Stammgemeinschaft auf das elektronische Patientendossier zu. «Diese einfache Anbindungslösung schien uns ausreichend», sagt Seeholzer. Der Praxistest stehe indes noch aus. Zurzeit führen die Bewohnenden selbst noch keine elektronische Patientendossiers. «Die Eröffnung und Verwaltung eines eigenen Dossiers erfordert eine hohe Selbstkompetenz. Das ist gerade für unsere betagten und beeinträchtigten Bewohnerinnen und Bewohner schwierig.» Aus Sicht der Organisation verspricht sie sich längerfristig Vorteile: «Mit dem elektronischen Patientendossier können wir zum Beispiel schnell und einfach Informationen von Spitälern empfangen.»

 

Möglichkeit 2: Integrierte Lösung

Grössere Heime ab sechzig Betten entscheiden sich beim Anschluss an das Dossier mit Vorteil für die sogenannte Tiefenintegration – dabei knüpft das interne Pflegeinformationssystem eines Heims direkt an die Plattform der Stammgemeinschaft. Behandlungsrelevante Informationen lassen sich damit direkt zwischen dem eigenen System und jenem des elektronischen Patientendossiers austauschen. Die tiefenintegrierte Lösung bildet eine gute Basis für den zukünftigen Austausch zwischen den Leistungserbringern. Dabei ergeben sich unzählige Möglichkeiten: Vom Direktauftrag für Röntgenbilder im Spital bis zur direkten Abrechnung aus dem System einer Institution.

 

«Der Austausch von Daten wird nun in den kommenden Jahren immer strukturierter.» Andreas Grandits, EPD Kompetenzzentrum

 

Andreas Grandits vom auf das elektronische Patientendossier spezialisierten privaten Beratungsunternehmen «EPD Kompetenzzentrum» ist von der Tiefenintegration überzeugt. Dazu brauche es zwar einen etwas grösseren Initialaufwand. «Einmal umgesetzt reduzieren die direkten Schnittstellen jedoch den administrativen Aufwand eines Heims», begründet Grandits und ergänzt: «Wir rechnen pro Dossier mit viermal weniger Aufwand als bei einer reinen Weblösung.» Von seinen 25 im Heimbereich tätigen Kunden haben sich zurzeit sieben für eine Tiefenintegration entschieden. Mit zunehmender Verbreitung des elektronischen Patientendossiers werde das Interesse an der Tiefenintegration mit grosser Sicherheit steigen. «Der Austausch von Daten wird nun in den kommenden Jahren immer strukturierter», sagt Grandits. Bei höherer Datenmenge steigen die Vorteile der Tiefenintegration. Auch er glaubt, dass Heime von den elektronischen Patientendossiers profitieren werden: «Der Austausch von gesundheitsrelevanten Informationen zwischen Heim, Physiotherapeut, Facharzt, Spital und so weiter wird für alle einfacher.»

Die Einführung des elektronischen Patientendossiers vergleicht Andreas Grandits mit der Entwicklung der Computerprogramme: «Ich startete einst mit Windows 3.1, arbeitete später mit Windows 95 und heute habe ich Windows 11. Man darf nicht auf einen Schlag eine fixfertige Lösung erwarten.»

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