Zum Jahreswechsel: viel Neues rund ums EPD
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens kam in der Schweiz bisher nur langsam voran. Umso erfreulicher sind vor diesem Hintergrund die jüngsten Entwicklungen und die anstehenden Neuerungen rund ums EPD zu beurteilen. Wir schauen zurück und wagen einen Ausblick auf 2025.
Neue gesetzliche Grundlagen
Der Bundesrat arbeitet an einer umfassenden Revision des Bundesgesetzes über das elektronische Patientendossier (Externer Link: EPDG), um das System effizienter und sicherer zu gestalten. Am 27. September 2024 hat Frau Bundesrätin Baume-Schneider den Medien einige Externer Link: Eckwerte der Revision präsentiert. Dabei ging es unter anderem um die geplante Einführung eines «Opt-Out»-Systems für die Bevölkerung sowie um die Entwicklung einer staatlich betriebenen Plattform zur Zentralisierung der technischen Infrastruktur des EPD. Um die Verbreitung des EPD bis zum möglichen Inkrafttreten der eingeleiteten Gesetzesrevision des EPDG zu unterstützen, ist am 1. Oktober 2024 eine Externer Link: Übergangsfinanzierung in Kraft getreten. Diese ermöglicht es, die Stammgemeinschaften bei der Eröffnung neuer EPD zu unterstützen.
Vereinfachter Registrierungsprozess
Ein zentraler Erfolgsfaktor für die Förderung des EPD in der Schweiz ist es, den Einstieg möglichst einfach zu gestalten. Dazu gehört auch die Möglichkeit einer Online-Eröffnung, die mittlerweile in allen Kantonen gegeben ist. Hierfür bedarf es lediglich einer zertifizierten Externer Link: elektronische Identität. Bei Privatpersonen sind das aktuell die SwissID, die TrustID, die GenèveID oder die VaudID-santé, bei Gesundheitsfachpersonen ist es das elektronische Identitätsmittel von HIN. Darüber hinaus hat das Eidgenössische Parlament 2024 den Weg geebnet für die Einführung einer staatlich kontrolliertenExterner Link: E-ID, die ab 2026 flächendeckend verfügbar sein soll. Es ist geplant, dass diese auch im EPD-Kontext eingesetzt werden können soll.
Neue Funktionalitäten
Das EPD wird schrittweise weiterentwickelt und verbessert. So sollen immer mehr strukturierte Daten im EPD abgelegt und gepflegt werden. Diese machen das Anzeigen und Verwalten von Daten im EPD benutzerfreundlicher. Als erstes Format wurde 2023 der Impfausweis im EPD eingeführt. Um die Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit weiter zu erhöhen, wurde im Juni dieses Jahres eine Externer Link: verbesserte Version des Impfmoduls publiziert, welche zusätzliche Sicherheitsmechanismen und Optimierungen enthält. Von dieser Neuerung konnten jene Personen profitieren, die ihre Daten von der 2021 deaktivierten Plattform meineimpfungen.ch direkt in ihr elektronisches Patientendossier migriert haben. Zudem hat die Berner Gesundheitsdirektion Anfang November einen Aufruf an jene rund 800'000 Personen lanciert, die während der Corona-Pandemie eine Covid-19-Impfung im Kanton Bern erhalten hatten. Da die entsprechende Applikation per Ende Februar 2025 eingestellt wird, und die Betroffenen somit nicht mehr auf ihre Daten zugreifen könnten, wurde für die jeweiligen Personen die Möglichkeit geschaffen, Externer Link: ihre Impfdaten direkt ins eigene EPD zu verschieben.
Verbesserte Anwendung
Die Externer Link: Stammgemeinschaften haben 2024 viele Ressourcen investiert, um die Anwendung des EPD nutzerfreundlicher zu gestalten. Neben den Anpassungen an der technischen Infrastruktur (Stichwort: Interoperabilität) ging es dabei namentlich um die Optimierung der Benutzerführung. Verschiedene Stammgemeinschaften wie emedo, Abilis oder Sanela haben ihre Plattform während der letzten Monate auf dieses Ziel hin überarbeitet. Auch die Westschweizer Stammgemeinschaft CARA wird das Jahr 2025 mit einer Erweiterung ihres Angebots in Angriff nehmen, wie Generalsekretär Patrice Hof erklärt.
«CARA freut sich darauf, Anfang 2025 die Pilotphase ihrer neuen Gesundheitsplattform zu starten. Zusätzlich zum elektronischen Patientendossier wird es möglich sein, auf den gemeinsamen Pflegeplan zuzugreifen, eine Dienstleistung, die interprofessionelle Teams bei der Betreuung von chronisch kranken Patienten oder von Patienten mit komplexen Krankheitsbildern unterstützt. Wir arbeiten zudem auch an einem gemeinsamen Medikationsplan, dessen Prototyp beim letzten Projectathon von eHealth Suisse vorgestellt wurde.»
Mehr Standardisierung und Kooperation
Damit solche Weiterentwicklungen gemäss einheitlichen Standards erfolgen und praxistauglich sind, steht Externer Link: eHealth Suisse als Kompetenz- und Koordinationszentrum von Bund und Kantonen regelmässig mit den wichtigsten Akteurinnen und Akteuren des Schweizer Gesundheitswesens im Austausch. Dazu zählen unter anderem die Teilnehmenden des oben erwähnten Externer Link: EPD Projectathons, die sich im September wie jedes Jahr zu einer Testwoche zusammengefunden haben, oder die Standardisierungsorganisationen, die sich im November auf eine Externer Link: vertiefte Kooperation zum Aufbau eines «interoperablen Datenraums Gesundheit» geeinigt haben.
Neuer EPD-Betreiber im Tessin
Ab dem 1. Januar 2025 übernimmt die Post Sanela Health AG den Betrieb des elektronischen Patientendossiers im Kanton Tessin. Sanela übernimmt damit die Rolle der früheren Tessiner Stammgemeinschaft eHealth Ticino (eHTI). Sanela Geschäftsführer Matthias Glück ist vom Potenzial dieser neuen Lösung überzeugt:
«Ich freue mich ausserordentlich, den Kanton Tessin bei der Sanela-Stammgemeinschaft zu begrüssen. Die Tessiner Gesundheitseinrichtungen profitieren von unserer Lösung für den sicheren Datenaustausch und der einfachen Anbindung an das EPD. Ich bin überzeugt, dass wir mit diesem Zusammenarbeitsmodell dem EPD noch mehr Schub verleihen können.»
Vielversprechender Ausblick
Ab dem 1. Januar 2025 basieren die Arbeiten von eHealth Suisse nicht mehr nur auf dem Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG), sondern auch auf dem Externer Link: Programm DigiSanté (siehe Rahmenvereinbarung). Mit dessen Hilfe wollen Bundesrat und Parlament künftig die Digitalisierung im Gesundheitswesen fördern und die Qualität des Schweizer Gesundheitssystems verbessern. Davon verspricht sich auch Nicolai Lütschg, Geschäftsführer der Stammgemeinschaft eHealth Aargau und Präsident der Konferenz der (Stamm-)Gemeinschaften, einiges.
«2025 wird ein Meilenstein für die digitale Gesundheit in der Schweiz: Der Bund wird den Weg für eine einheitliche, zukunftsweisende Plattform ebnen. Auf dieser Grundlage wollen wir ein System schaffen, das Transparenz, Effizienz und Vertrauen vereint und die Gesundheitsversorgung auf ein neues Level hebt.»
In diesem Sinne wünscht Ihnen das Team von eHealth Suisse einen schönen Jahreswechsel und einen erfolgreichen Start ins neue Jahr!