Warum hat Unisanté beschlossen, das EPD umfassend zu integrieren?
Wir haben uns aus zwei Hauptgründen dafür entschieden, das EPD vollständig in unser neues Informationssystem zu integrieren:
- Das EPD ist ein Instrument, das den Austausch medizinischer Informationen erleichtern soll. Dank der tiefen Integration des EPD in unsere Praxissoftware können Gesundheitsfachpersonen in ihrer gewohnten Umgebung arbeiten und während der Konsultation nahtlos mit dem EPD der Patientin oder des Patienten interagieren.
- Die umfassende Integration sorgt für mehr Sicherheit, da manuelle Eingriffe zwischen verschiedenen IT-Systemen entfallen.
Wurde die tiefe Integration in allen Abteilungen umgesetzt und wird das EPD heute bei Unisanté täglich verwendet?
Derzeit wird das EPD im Rahmen der klinischen Aktivitäten der Grundversorgung für die allgemeine Bevölkerung eingesetzt. Das EPD kann daher täglich in unserer allgemeinen Poliklinik, iin unserer Permanence im Lausanner Flon-Quartier, im Gesundheitszentrum Blécherette sowie in unserem Impfzentrum verwendet werden. Leider verfügen bislang nur wenige unserer Patientinnen und Patienten über ein EPD, deshalb ist die Nutzung noch begrenzt.
Inwiefern erleichtert das EPD die interdisziplinäre Arbeit? Ist es ein Instrument, mit dem sich der Informationsfluss im Gesundheitswesen innerhalb Ihrer Einrichtung verbessern lässt?
Interdisziplinäre Arbeit erfordert vor allem eine angemessene Kommunikation zwischen den verschiedenen Disziplinen, was an sich schon eine Herausforderung darstellt. Das EPD ist lediglich das «Vehikel», über das Gesundheitsfachpersonen Informationen austauschen können. Es enthält derzeit hauptsächlich PDF-Dokumente und muss noch weiterentwickelt werden, um ein Instrument zur Erleichterung der Interdisziplinarität zu werden. Dies insbesondere über die Integration neuer spezifischer Austauschformate, die derzeit entwickelt werden. Die von CARA durchgeführten Projekte zum gemeinsamen Pflegeplan oder gemeinsamen Medikationsplan gehen in diese Richtung.
Der Informationsfluss innerhalb unserer Einrichtung wird vor allem durch die Verwendung einer digitalen Patientenakte für alle klinischen Aktivitäten erleichtert. Das EPD ist demgegenüber nützlich, um der Patientin bzw. dem Patienten relevante medizinische Dokumente zur Verfügung zu stellen und sie mit anderen Gesundheitsfachpersonen zu teilen.
Und welche Vorteile hat das für Ihre Patienten?
Die Zusammenführung aller medizinischen und gesundheitsbezogenen Unterlagen an einem einzigen sicheren Ort ist sehr nützlich, wenn Patientinnen und Patienten mehrere Gesundheitsdienstleister in Anspruch nehmen müssen. Der orts- und zeitunabhängige Zugriff auf die Krankengeschichte ermöglicht in diesen Fällen eine optimale Versorgung. Damit dies jedoch flächendeckend möglich ist, müssen einerseits alle Gesundheitsfachpersonen ans EPD angeschlossen sein, andererseits müssen die Patientinnen und Patienten darauf achten, dass die im Rahmen einer Behandlung erstellten Unterlagen im EPD gespeichert werden.
Was müsste Ihrer Meinung nach getan werden, damit mehr Akteure im Gesundheitswesen Ihrem Beispiel folgen und das EPD in ihre Primärsysteme integrieren?
Die Integration des EPD ins Primärsystem erfordert einen erheblichen Entwicklungsaufwand und damit eine nicht unwesentliche finanzielle Investition, die in der Regel vom Softwarehersteller getragen wird. Je mehr Menschen das EPD Nutzen, desto grösser wird für diese Hersteller der Anreiz, diese Investition zu tätigen, um die steigende Nachfrage befriedigen. Die laufende Revision des Bundesgesetzes zum EPD, die namentlich auf eine zentrale technische Infrastruktur abzielt, könnte hier einen entscheidenden Beitrag leisten.
Aus Sicht der Gesundheitsdienstleister sind gemäss unserer Einschätzung die folgenden Faktoren für eine breite Nutzung des EPD entscheidend:
- Der Zugang und die Nutzung müssen einfach und effizient sein.
- Der Import und Export von Dokumenten ins bzw. aus dem EPD muss möglichst automatisiert erfolgen.
- Es braucht ein gut strukturiertes Ablagesystem und eine effiziente Suchfunktion, damit die relevanten Dokumente schnell gefunden werden können.
Was erwarten Sie in Zukunft vom EPD, für Sie selbst, aber auch für andere Gesundheitsfachpersonen und Ihre Patienten?
Es ist wichtig zu zeigen, dass dieses Instrument zum Informationsaustausch von Gesundheitsfachpersonen viel leichter angenommen wird, wenn das EPD nahtlos über das eigene Primärsystem genutzt werden kann. Das ist unser vorrangiges Ziel bei Unisanté. Damit das EPD jedoch einen echten Mehrwert für die Patientenversorgung bringt, müssen die ausgetauschten Informationen für die verschiedenen Gesundheitsfachpersonen, die über das EPD interagieren, relevant (Anmerkung der Redaktion: Externer Link: siehe Merkblattvgl. hierzu den Abschnitt «Behandlungsrelevante Informationen auf e-health-suisse.ch) und leicht nutzbar sein. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die im EPD hinterlegten Dokumente von den verschiedenen Gesundheitsfachpersonen einheitlich und kohärent beschrieben und kategorisiert werden, damit die Dokumentensuche effizient erfolgen kann.
Die Arbeit grosser Institutionen wie Unisanté trägt dazu bei, die Weiterentwicklung und Nutzung dieses Tools zu fördern und die Akzeptanz der Patientinnen und Patienten für dieses System zu erhöhen. Dieser Einsatz ist unerlässlich, damit das EPD zu einem reibungslosen, zuverlässigen und effizient einsetzbaren Instrument wird.