Impfdaten im EPD sicher abgelegt_Adrian Tschannen
Nachgefragt

Impfdaten sicher im EPD abgelegt

Ein sicherer, digitaler und mit dem elektronischen Patientendossier kompatibler Impfausweis – dieses Ziel verfolgt Adrian Tschannen*, Leiter des Projektes «Impfausweis im EPD».

Herr Tschannen, im Auftrag von eHealth Suisse leiten Sie das Projekt «Impfausweis im EPD». Um was geht es dabei?

Die Zeit ist reif für ein sicheres, elektronisches Schweizer «Impfbüchlein». Der elektronische Impfausweis ermöglicht Bürgerinnen und Bürgern den einfachen Zugang zu ihren eigenen Impfdaten – überall und jederzeit. Bei der Entwicklung nutzen wir das Potenzial des elektronischen Patientendossiers. Der Impfausweis soll hier abgelegt werden.

 

Welche Vorteile verspricht dieser Ausweis?

Der elektronische Impfausweis zeigt auf einen Blick, welche Impfungen ich bereits habe. Ich kann auch meinem Hausarzt Zugriff auf den elektronischen Impfausweis geben, so dass er den Stand meiner Impfungen jederzeit prüfen kann. Das Impfbüchlein in Papierform geht gerne mal verloren. Zudem sind die handschriftlichen Daten und Stempel nach Jahren oft nur noch schwer zu entziffern.

 

Was spricht aus Ihrer Sicht für eine Ablage des Impfausweises im elektronischen Patientendossier?

Mit dem elektronischen Patientendossier erhält unser Gesundheitssystem ein neues, sicheres Rückgrat. Es ist nur selbstverständlich, dass wir dieses Tool für den Impfausweis nutzen. Gleichzeitig ist der Impfausweis eine Chance für das elektronische Patientendossier.

 

«Wir zeigen damit auf, wie sich das elektronische Patientendossier weiterentwickeln wird.»

 

Inwiefern?

Wir zeigen damit auf, wie sich das elektronische Patientendossier weiterentwickeln wird. Zurzeit werden im Gesundheitswesen noch vorwiegend PDF-Dokumente ausgetauscht, die leider nicht maschinell lesbar und auch nicht weiter bearbeitbar sind. Die Impfdaten sollen dagegen direkt im elektronischen Patientendossier über eine Maske eingegeben oder via das am EPD angeschlossene Hausarztpraxissystem automatisch übertragen und maschinell ausgewertet werden. Das heisst, wir arbeiten hier nicht mit PDFs, sondern mit sogenannt strukturierten Daten. Im gleichen Stil sollen später auch andere Informationen im elektronischen Patientendossier abgelegt werden. Bereits fortgeschritten ist die entsprechende Planung bei den Medikationslisten.

 

«Der elektronische Impfausweis könnte für Nutzerinnen und Nutzer den Anstoss geben, ein elektronisches Patientendossier zu eröffnen.»

 

Welche Reaktionen erwarten Sie aus der Bevölkerung?

Der elektronische Impfausweis könnte für Nutzerinnen und Nutzer den Anstoss geben, ein elektronisches Patientendossier zu eröffnen. Das Echo auf die Vorgänger-Plattform «meineimpfungen.ch» stimmt optimistisch. Rund 400 000 Personen hatten sich hier registriert.

 

Was unterscheidet das elektronische Patientendossier von «meineimpfungen.ch»?

Der grosse Unterschied liegt bei der Sicherheit: Den neuen elektronischen Impfausweis erhält man nur mit einer elektronischen Identität. Die Anmeldung erfordert zudem eine Zweifaktor-Identifikation. Die EPD Plattformen sind zertifiziert und erfüllen damit die strengen Sicherheitsanforderungen.

 

Wie lange wird es dauern, bis ich meinen elektronischen Impfausweis eröffnen kann?

Ende 2022 wird die entsprechende Software zur Verfügung stehen. Danach starten wir mit der Integration ins elektronische Patientendossier. In einer Versuchsphase ist die Zusammenarbeit mit ausgesuchten Stammgemeinschaften geplant. Wir klären gemeinsam Schnittstellen und Prozesse. Auf die Eröffnung Ihres elektronischen Impfausweises müssen Sie also noch eine Weile warten.  

 

Was macht die Einführung so anspruchsvoll?

Ich würde sagen: 20 Prozent der Herausforderungen liegen bei der Technik. 80 Prozent fallen im organisatorischen und kulturellen Umfeld an. Unser Gesundheitswesen besteht aus sehr vielen Playern mit jeweils eigenen Interessen. Da gibt es die Kantone, die Spitäler, die Ärzteschaft, die Apotheken und so weiter. Es muss uns gelingen, Vertreterinnen und Vertreter aus all diesen Gruppen vom Nutzen des elektronischen Impfausweises zu überzeugen. Der Bund kann und will den Impfausweis nicht eigenmächtig einführen.

 

«Wenn alle Parteien dasselbe Ziel verfolgen, dann entsteht auch etwas Gutes.»

 

Das klingt nach viel Arbeit.

Es bedeutet vor allem, dass wir viele Gespräche führen. Wir müssen die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen aller Beteiligten erörtern. Vor allem aber wollen wir allen die mit dem EPD verbundene, einmalige Chance zeigen: den grossen Nutzen für Bürgerinnen und Bürger. Wenn alle Parteien dasselbe Ziel verfolgen, dann entsteht auch etwas Gutes.

 

Das Thema «Impfen» hat mit Corona an Aktualität gewonnen – ist das für Ihr Projekt von Vorteil? 

Der elektronische Impfausweis ist ein Angebot, das viele Bürgerinnen und Bürger nutzen werden. Wer sich bisher lieber nicht impfen wollte, wird das wohl auch mit dem elektronischen Impfausweis nicht tun – diese Fragen sind nicht Teil unseres Projekts.

 

Adrian Tschannen*, ist selbständig tätiger Informatik- und Unternehmensberater. Er leitet das Projekt «Impfausweis im EPD» im Auftrag von eHealth Suisse.

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